Haftpflicht für Medienberufe, Journalismus und Design

Versicherungen, die die Haftung für inhaltliche Fehler übernehmen, sind ziemlich teuer, weil bei solchen Fehlern das Risiko meist ziemlich schwer überschaubar ist. Genau deshalb sollten die größten Haftungsrisiken besser mit den Auftraggebern besprochen werden und er die Endprüfung und die Verantwortung für die Veröffentlichung des Produkts übernehmen. Das gilt für alle Medienberufe gleichermaßen.

Zu beobachten ist eher die gegenläufige Tendenz: Immer mehr Kunden, darunter selbst öffentliche Auftraggeber, versuchen die Risiken ihrer eigenen Kommunikation auf "Subunternehmen" abzuwälzen und drängen selbst einzeln arbeitende Auftragnehmerinnen zum Abschluss einer Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung. Will ein Kunde also partout ein garantiert fehlerfreies Produkt und besteht er gleichzeitig auf voller Haftungsübernahme durch Auftragnehmer, hilft es nur, den Auftrag abzulehnen wenn die Versicherungskosten nicht in die Honorare einzupreisen sind – was bei genau solchen Kunden eher selten gelingt.

Das Risiko einer vollen Haftung ist für Design- und Werbeagenturen insbesondere bei der Haftung für Fehler bei der Abwicklung von Druckaufträgen hoch und im Journalismus kann es leicht einmal um Rufschädigung gehen. Und gerade wenn der Gegenstand der Arbeit Produkte oder Unternehmen sind steht schnell mal eine teure Geschäftsschädigung oder ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht durch nicht rechtzeitig erkannte Fehler bei der Auftragsabwicklung und -umsetzung ins Haus. Und nur durch eine (schriftliche) Freigabe der Endversion nimmt der Auftraggeber übersehene Fehler auf seine Kappe. Seriöse Auftraggeber, Verleger und Sender tun das auch.

Haftpflicht einpreisen oder auf den Job verzichten

Verlangen Auftraggeber von journalistischen Produkten den Abschluss einer "Verleger-Haftpflicht" oder Ähnliches, sollten selbstständige Medienschaffende schon aus Prinzip die Zusammenarbeit ablehnen, weil seriöse Redaktionen so nicht arbeiten. – Und wenn schon nicht aus Prinzip, dann zumindest, wenn sich der Job unter solchen Bedingungen schlicht nicht mehr lohnt. Ein Grafiker- und Werbekolleg hat sich einmal durch seinen Makler ein paar Kostenbeispiele zusammentragen lassen und uns das ernüchternde Ergebnis zurückgemeldet: Von sechs Versicherern haben es drei abgelehnt eine Vermögensschadenshaftpflicht anzubieten. Und auch die drei, die ihn immerhin versichert hätten, habe ihm keine Freude bereitet: Die Vertragswerke waren – so sein Fazit – sehr detailliert, die Ausschlussklauseln vielfältig, die Versicherungssummen entweder zu niedrig oder die Kosten enorm. "Ich werde auf jeden Fall eine normale Betriebshaftpflicht für ein paar hundert Euro jährlich abschließen. Damit gehe ich sicher, dass ich versichert bin, wenn ich bei einem Kundenbesuch versehentlich einen Monitor umwerfe." Eine Vermögensschadenshaftpflicht komme für ihn nur in Frage, wenn der Kunde darauf besteht und der Auftrag lukrativ ist. Dann könne man immer noch die Versicherungssumme und Laufzeiten klären – und die Versicherung mit den besten Konditionen auswählen.

Für eine Grundabsicherung rufen Versicherungen, die das überhaupt (noch) für Medienberufe anbieten hohe Jahresprämien auf. Und das manchmal schon bei vergleichsweise niedrigem Schutzniveau. Wer wirklich eine Vermögensschäden-Versicherungen braucht, darf sich von großen Zahlen nicht abschrecken lassen. 100.000 € Versicherungssumme sind für Vermögensschäden eher wenig, wenn man es beispielsweise schafft, mit der Veröffentlichung von falschen Informationen einem großen Konzern Schaden zuzufügen. Hier sind Deckungssummen in Millionenhöhe nötig. Wenn da keine Rückendeckung durch Haftungsübernahme oder höhere Honorare der Auftraggeber existiert, können Versicherungsprämien schon zur Belastung werden.
Ein Beispiel: Bei der exali, die sich ein wenig auch auf Medienschaffende eingestellt hat, kostet eine kombinierte Vermögensschaden-und Betriebshaftpflicht für Selbstständige aus den Bereichen Web-Design, SEO & SEM Beratung, Text, Redaktion etc. bei einem Umsatz bis 100.000 € und der Deckungssumme von 500.000 € bei Vermögensschäden und 2 Mio. € bei der Betriebshaftpflicht (bei 250 € Selbstbeteiligung) gut 535 € Jahresprämie (Stand 5/2022). Und bereits das geringmögliche abzudeckende Risiko (Umsatz bis 50.000 €, Deckungssumme Vermögensschäden bis 300.000 €, 250 € Selbstbeteiligung) kostet im Jahresvertrag knapp 340 €.


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