Gesundheit

Gesunde Arbeitsbedingungen werden überwiegend im Zusammenhang mit Arbeitsverhältnissen diskutiert – und als Forderungen an Arbeitgeber. Wer selbstständige arbeitet, muss diese Forderungen an sich selbst stellen. Und das geschieht erfreulicherweise auch immer häufiger, wie wir aus vielen Beratungsgesprächen zu Themen wie Stress, überlange Arbeitszeiten, Ergonomie und leider auch zu Burnout-Folgen wissen.

Gesundheitsfragen sind etwas, das Selbstständige gern verschieben – auf einen Zeitpunkt, zu dem man "weniger Druck" und deshalb mehr Zeit hat. Das Problem ist nur, dass dieser Zeitpunkt nie kommt. Weder dann, wenn die Geschäfte besonders gut laufen, noch wenn die Aufträge besonders schlecht bezahlt sind. Man muss sich selbst kümmern und Auszeiten bewusst nehmen. Aus der Zwickmühle holt die meisten Selbstständigen kein Gesetz- oder Auftraggeber und auch keine betriebliche Vertretung oder Gewerkschaft raus. Lediglich die arbeitnehmerähnlichen Personen respektive Selbstständige können Unterstützung vom Betrieb und dem Betriebs- oder Personalrat erwarten. Sie sind im §2 Arbeitsschutzgesetz ausdrücklich als Adressaten genannt.

Für die meisten Solo-Selbstständigen, die gut im Geschäft sind, ist das Hauptproblem die zu hohe Arbeitsbelastung: Man kriegt mehr Auftragsanfragen, als man guten Gewissens annehmen dürfte, oder zu wenig Geld um Aufträge abzulehnen. Weder kann man 'Nein' sagen, wenn der aktuelle Auftrag unverschämt gut bezahlt ist, noch wenn das Thema so spannend ist, weil man genau das immer schon mal machen wollte, noch wenn man fürchtet, den Auftraggeber vor den Kopf zu stoßen, oder weil an diesem Auftrag noch viele Folgeaufträge hängen könnten, oder, oder, oder.

Gründe auf Kosten der eigenen Gesundheit zu arbeiten gibt es immer, und erfahrungsgemäß sind die umso zwingender, je besser die Geschäfte laufen. So ist dann Erfolg in der selbstständigen Arbeit fast immer gekoppelt mit exzessiven Arbeitszeiten, mit Jahren ohne jeden Urlaub, mit dem Ende sozialer Kontakte, mit Arbeitsdruck und Stress, was irgendwann in Schlaflosigkeit, einem Burn-out oder Schlimmerem endet. - Und somit schlicht existenzgefährdend wird. Es muss ja nicht gleich ein Herzinfarkt sein: Auch wenn die eigene Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist, weil die Konzentration nicht mehr funktioniert, kann man viele selbstständige Arbeiten vergessen.

Nun hilft es meist wenig, sich in dieser Situation selbst unter Druck zu setzten (oder unter Druck setzen zu lassen). Und auch Zeitmanagementseminare, wie sie in vielen Selbstständigen-Ratgebern als Allheilmittel empfohlen werden, können wirkungslos verpuffen, wenn sie die Einstellung zur eigenen Arbeit (und zum eigenen Leben) nicht ändern. Und genau das tun die meisten nicht. Worum es stattdessen gehen sollte ist: Strategien zu finden, den Arbeitsdruck langfristig zu bewältigen. Genau darum geht es in diesem kurzen Kapitel.

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